
Ausstellung: „Weil wir Frauen sind. – Afghanische Aktivistinnen erzählen von Mut und Widerstand “
Medica Mondiale, Köln
31. Januar – 13. April 2025
In der Ausstellung zeigt die Frauenrechtsorganisation medica mondiale zusammen mit ihrer Partnerorganisation medica Afghanistan das gemeinsame 20-jährige Engagement gegen sexualisierte Kriegsgewalt.
Gegründet wurde medica mondiale als gemeinnütziger Verein 1993 von der Gynäkologin Dr. Monika Hauser. 2008 erhielt sie für ihre Arbeit den Right Livelihood Award, auch bekannt als Alternativer Nobelpreis.
Die afghanischen Kolleginnen der Partnerorganisation setzten sich als Strafverteidigerinnen, Psychologinnen u.v.m. für die Rechte der Frauen in ihrem Land ein. Als die Taliban im August 2021 erneut die Macht ergriffen, sind sie in Gefahr. Medica mondiale gelang es, die Kolleginnen bei der Evakuierung nach Deutschland zu unterstützen.
Die Geschichten der 20 afghanischen Frauenrechtlerinnen kann der Besucher in der Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln lesen, hören und sehen.
Die Portraits der Frauen zusammen mit Textauszügen aus Interviews sollen ausgestellt werden.
Ausstellungskonzept und kuratorische Beratung
Die Präsentation der Portraits im Großformat bekräftigt die Botschaft der afghanischen Frauen: Wir zeigen unser Gesicht!
Schon zu Beginn der Ausstellung erfährt der Besucher, dass die öffentliche Präsentation eines Frauengesichts in Afghanistan nicht nur verboten ist, sondern dass das Auslöschen selbst absichtsvoll und bewusst gezeigt wird: Fotos werden oft nicht „nur“ entfernt. Zerstört wird das Gesicht – , nicht aber Haare oder Kleidung – und damit der Ausdruck, die Einzigartigkeit, die Persönlichkeit, der Charakter eines Individuums.
Das Bildnis ist ruiniert, verbleibt aber so an gleicher Stelle. Der Besucher erkennt den Wert und die Bedeutung der Portraits in der Ausstellung als ein „Tabubruch“ der Frauen. Die menschenverachtenden Fotos als Bestandteil des afghanischen Alltags muss der Besucher sehen können. Denn in der analogen und digitalen Bild-lastigen Lebenswirklichkeit der meisten Besucher des Museums ist dies eine solche Selbstverständlichkeit, dass die Situation in afghanischen Städten und Dörfern unvorstellbar ist.
Alle Sinne.
Frauen in Afghanistan sollen nicht mehr Teil der sinnlichen Wahrnehmung ihrer Mitmenschen sein:
Visuell ausradiert.
Sie werden durch Stoff verhüllt bis keine menschlichen Züge mehr sichtbar sind. Ausradierte Gesichter oder übermalte Augen und Münder wie von Krähen zerhackt zeigen das, was ehemals Werbungplakate für Friseur- oder Kosmetiksalons waren. Bildnisse von Frauen werden nicht nur entfernt, sondern – sichtbar bleibend – zerstört und unkenntlich gemacht.
Nicht gehört.
Frauen ist das Sprechen und Singen in der Öffentlichkeit verboten. Sie hören, werden aber akustisch von ihrer Umgebung nicht wahrgenommen. Kommunikation im Alltag ist dem Privaten vorbehalten.
Ich zeige mein Gesicht. Porträtiert. Fotografiert. Wahrgenommen.
Mit 19 Frauen aus Afghanistan treten wir in der Ausstellung in Kontakt. Wir sehen in ihr Gesicht und sie schauen uns an.
Ich bin Mensch. Mit allen Sinnen.
Wir zeigen uns als Mensch mit all unseren Sinnen. Das ist 2025 in Afghanistan nicht selbstverständlich.
Sinnbild Quadrat
Das Motiv des Quadrats findet sich in der Ausstellung als Sinnbild des Porträts: sichtbar oder unsichtbar, gefüllt oder leer. Entweder das Bildnis oder der eigene Name füllt das Quadrat. Ausgeschnitten ist eine quadratische Form in der Erklärung zur Ausradierung von Frauen. Das Quadrat bleibt in der Ausstellung dort leer, wo eine Kollegin aus Angst um ihre Sicherheit anonym bleiben muss und ihr Gesicht nicht zeigen kann.
Sprachversion: Deutsch / Englisch
https://medicamondiale.org/weil-wir-frauen-sind
(2025)
PROJECT INFO
Category: curatorial work .exhibition concept .exhibition design .graphic design .