Wettbewerbsentwurf: Recherche + Konzept für die Dauerausstellung 2020 des LVR-Landesmuseum Bonn

Anläßlich der Neugestaltung der Dauerausstellung des LVR-LandesMuseum Bonn bis 2020 wurde die Agentur nowakteufelknyrim Design GmbH zum Wettbewerb eingeladen. Aufgabe war es, neben der Vorplanung des Gesamtkonzepts und eines inklusiven Leitsystems, exemplarisch zwei Ausstellungseinheiten zu entwerfen: "Die Entwicklung der Evolutionstheorie unter Einbezug des Menschen und die Rolle des Fundes aus dem Neandertal" und das Thema "Eliten im Merowingerreich mit dem Forschungsprojekt zum Grab von Morken".

Aufgrund der Kombination von wissenschaftlicher Recherche und Gestaltung wurde MI mit der Entwicklung eines inhaltlichen Konzepts beauftragt.

Dramaturgie und Erzählstruktur: Konzept für die Abteilung "Der Neandertaler + Evolutionsgeschichte"

Der Neandertaler ist ein zentrales Fundobjekt des LVR-Landesmuseums Bonn. Die Bedeutung des Fundes wird gewürdigt, indem ihm das Foyer des Museums zur Präsentation eingeräumt werden soll.

Bildschirmfoto 2017-09-13 um 16.59.01Wie durch einen Sog wird der Besucher im ersten Teil durch „Portale“ auf eine Zeitreise – von der Gegenwart in die Vergangenheit – zum Neandertaler geführt. Inhaltlich erfährt der Betrachter zuerst von der Entdeckungsgeschichte, der unglaublichen Wirkungsgeschichte des Fundes und von der Bedeutung der Knochenfunde bzw. deren Auswirkungen auf die Wissenschaft, unser Leben und Denken. Durch diese Herangehensweise lassen sich die Fundstücke erst verstehen. Die Situationsanalyse hatte ergeben, dass viele Besucher eine andere Erwartungshaltung an die Knochenfunde haben. Ohne die Wirkungsgeschichte zu kennen, lässt sich die Reichweite "der paar Knochen" nicht richtig einordnen bzw. bewerten. So stehen am Ende der "Zeitreise", dramaturgisch bewusst als finaler Höhepunkt präsentiert, die eigentlichen Funde: die Knochen der beiden Neandertaler. In einem abgetrennten Raumelement werden sie würdevoll, die Umgebungsgeräusche ausblendend gezeigt.

1Das Ende des ersten Teils markiert zugleich den Übergang zum zweiten Teil: die Darstellung der Lebenswelt des Neandertalers an den Außenwänden des Raumelements durch Objekte, Nachbildungen, (Bewegt-)Bild, Animationen und Text.

Die hintere Wand des Foyers bildet räumlich und inhaltlich eine Art Klammer. Dieser dritte Teil zeigt die Evolutionsgeschichte des Menschen. Der Raum mit den Knochen und das Thema Neandertaler im Ganzen wird so als Teil der Evolutionsgeschichte des Menschen eingeschlossen und in einem zeitlich größeren Kontext präsentiert. 12

Gesamtkonzept und Leitsystem für die Dauerausstellung

Wie findet man sich in der Sammlung zu 300.000 Jahren Kulturgeschichte des Rheinlandes zurecht …

  • in einer Ausstellung im Wandel, die durch Forschungsprojekte immer neue Erkentnisse generiert?
  • die diese Zusammenhänge auf dem aktuellen Stand halten muss?
  • deren Faszination gerade die Entwicklung einer geografisch eingegrenzten Region ist, aber über eine immense Zeitspanne?
  • die gerade deshalb ständig unzählige Themen und Objekte hervorbringt?
  • deren Geschichten erzählt werden und in größere Zusammenhänge eingeordnet werden wollen, ohne dass der Besucher den Überblick verliert?

Durch eine Dauerausstellung, die erweiterbar, modular und vor allem inhaltlich nachvollziehbar ist. Das Besondere des Entwurfs besteht darin, dass sich die Besucher nicht nur räumlich zurecht finden, sondern sich zugleich inhaltlich-chronologisch orientieren können.

Sprachversion: Englisch + Deutsch

 

Projektleitung: Stefan Nowak

Gestaltung: Mona Leinung

PROJECT INFO

Client: nowakteufelknyrim Design GmbH Design Architektur Kommunikation, Düsseldorf

Category: concept .curatorial work .exhibition concept .field research .