Ausstellung: „DIMENSIONS + PERSPECTIVES. Conservation in Angkor“

Nationalmuseum Phnom Penh

29. September – 29. November 2012

In der Region Angkor arbeiten viele Nationen daran, die Architekturdenkmäler zu bewahren – so auch seit 1995 das German Apsara Conservation Project GACP, geleitet von Prof. Dr. Hans Leisen und Dr. Esther von Plehwe-Leisen. Dessen grüne Gerüstplanen zieren zwar die Fotos, die tausende Touristen tagtäglich von dem gewaltigen Tempel Angkor Vat machen, doch eine Vorstellung von der immensen Kleinteiligkeit dieser Aufgaben, die sowohl hinter den Planen als auch im Vorfeld und in der Nachbereitung geschehen, erhalten sie nicht.

Steinkonservierung und Denkmalpflege

Mit dem Konzept für die Ausstellung „Dimensionen + Perspektiven. Konservierung in Angkor“ richtet sich MI sowohl an Laien als auch an den Fachbesucher und verdeutlicht einerseits die Vielfältigkeit der interdisziplinären Wissenschaft der Steinkonservierung und andererseits die Philosophie der Denkmalpflege, die hinter den Konservierungsarbeiten des GACP steckt. Erhält man den gegenwärtigen Zustand der Tempel oder fügt man neue Steinteile hinzu? Wo ist die Grenze? Wie werden systematisch wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen, die dann auf weitere Steinobjekte anwendbar sind und nicht nur auf einen Tempel? Wie kann neben der Forschung die Lehre als grundlegendes Element der Wissensweitergabe garantiert werden?

Sisyphosarbeit: ca. 6700 Zahnbürsten für 1450 qm Bas-reliefs

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Dies sind Fragen, denen in der Ausstellung nachgegangen werden kann. Sie zeigt aber auch eindrücklich den immensen Dokumentationsaufwand, der notwendig ist, bevor überhaupt Konservierungsmaßnahmen ergriffen werden können. Denn die Durchführung und Dokumentation von Tests, Laboruntersuchungen und Materialanalysen gehören ebenso zum Berufsbild eines Konservators wie die Arbeit am Objekt selbst. Der Gedanke knüpft an die Geschichte von Sisyphos an, der seine Arbeit trotz endloser Mühen nie zu Ende bringt. Diese Sicht hat ein Restaurator nicht auf sein Projekt, zu viele kleine Fortschritte sieht er dennoch tagtäglich. Doch weiß er im Falle Angkors auch, dass seine Arbeit am größten steinernen Heiligtum der Welt aufgrund des betriebenen Aufwands DIMENSIONEN annimmt.

Der Restaurator betrachtet den Stein aus unterschiedlichen PERSPEKTIVEN, um ihn zu erforschen: Unter die Lupe nimmt er winzige Stücke des Steins, um sich diese in 100 oder 1000-facher Vergrößerung unter dem Rasterelektronen-Mikroskop anzuschauen und steht am nächsten Tag vor der gewaltigen Steinmasse der Tempelanlage Angkor Vats, die so groß ist wie 273 Fußballfelder … und er weiß, dass er in den letzten 17 Jahren mit 45 Kollegen bereits viele der zu bearbeitenden Steine (des Tempels Angkor Vat!) behandelt hat –

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Angkor als Metropole, Patient und Erbe

Warum wird dieser ganze Aufwand betrieben? Warum sind diese Steine so wichtig? Welchen Stellenwert besitzt Angkor heute, gestern ... ? Die Ausstellung gibt darauf drei Antworten, woraus sich drei gleichnamige Inhaltsebenen ergeben, die die Konservierung in einen kulturhistorischen Kontext setzen: Metropole. Patient. Erbe.: Die Region Angkor war Metropole, ist heute Patient und wird immer Erbe sein.

Neben dem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt „Patient“, der sich um die Konservierung dreht, werden ökonomische, politische und soziale Hintergründe genannt. Anhand kurzer Bereichtexte in jedem der drei Kapitel zeigt sich die DIMENSION dessen, was Angkor war, ist und sein soll oder kann aus einer anderen PERSPEKTIVE.

Die Ausstellung wurde eröffnet von His Excellency Dr. Sok An, Deputy Prime Minister, President of the APSARA National Authority und Cornelia Piper, Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

In Zusammenarbeit mit Dipl. Des. Daniela Schönherr.

Sprachversion: Khmer + Englisch

Fotos: Marie-Helen Scheid, Anselm Pranz

(2012-2013)

PROJECT INFO

Client: Bundesrepublik Deutschland, Auswärtiges Amt, Kulturerhalt Programm, Deutsche Botschaft Phnom Penh

Category: exhibition concept .exhibition design .realisation on location .